flexibel und lebensnah

«Mach mal Pause – trink einen Tee»

Was sind die Bedürfnisse von Pflegekindern? Und ist es nicht so, dass wir als Erwachsene auch diese Bedürfnisse haben? Wie schaffen es Pflegeeltern ein Gegenüber zu sein, welches die Bedürfnisse von Kindern erkennt, aber die Eigenen nicht übergeht?

Datum
2. November 2019

Selbstfürsorge, Selbstreflektion, Selbstregulation für SoFam - Pflegefamilien

«Anhand der 3 S – Wörtern»: Selbstfürsorge, Selbstreflektion und Selbstregulation erläuterte Olaf Stähli von der Fachstelle Pflegekinder  Schweiz als Fachreferent an unserem alljährlichen Austauschtag am 2. November, wie dies gelingen kann.

Selbstregulation

Am Modell der Übertragung und Gegenübertrag wurde klar, dass sich Emotionen und deren Geschichten in der Begegnung übertragen, und entsprechende Reaktionen ausgelöst werden. Diesen nachzugehen, zu verstehen, warum diese Emotionen in den Erwachsenen wach werden, hilft, sie zu regulieren. Die verschiedenen Formen der Erregung im Körper von Flow bis Kampf/Flucht helfen zu verstehen in welchem Erregungszustand das Gegenüber im Moment ist. Nur dann gelingt eine Regulation der Emotionen.

Selbstreflektion

Das Dreieckmodell mit Täter/Verursacher – Opfer – Retter aus der Interaktionsanalyse hilft, «Rollen» in einem Gespräch oder Situation zu verstehen. Dies ist für Pflegefamilien wichtig, da Pflegekinder ihr Verhalten in die Pflegefamilie hineinbringen und oftmals die Pflegeeltern herausfordern. Unbewusst passiert eine Re – Inszenierung des Erlebten in der Familie. Da diese Emotionen und Verunsicherungen meist heftig sind, geht der einzige Weg über das Verständnis dessen, was im Moment passiert.

Selbstfürsorge

Damit eine Regulation und Reflektion überhaupt möglich ist, braucht es Erwachsene, welche bei sich Zuhause sind. Das heisst, die eigenen Emotionen wahrnehmen können, sowie empathisch die des Gegenübers sehen. Dies gelingt nur, wenn die eigenen Bedürfnisse gestillt sind. Umso wichtiger ist es zu erkennen, wo und wie jeder für sich selbst schauen kann. Selbstfürsorge kann über die verschiedenen Sinnesorgane gehen, aber auch über die Gedanken. Verschiedene Varianten und Ideen wurden gesammelt.

«Mach mal Pause»

Nebst dem Fachteil war auch Raum für Begegnung. In diesem Jahr zum ersten Mal mit Kinderbetreuung, was sehr geschätzt wurde. Der Austausch von Pflegekindern und Geschwisterkindern hat im Kleinen angefangen. Am Nachmittag fanden verschiedene Interessengruppen statt. Viele nutzten die Möglichkeit, Daniel Zindel, den theologischen Leiter und Gesamtleiter der Stiftung Gott hilft, bei einer Lesung zuzuhören. Andere hatten mit Olaf Stähli eine Fallreflektion oder nutzen die Zeit für Begegnung in der Cafeteria.

Mit dem kleinen symbolischen Präsent, «mach mal Pause – trink einen Tee», dankten wir den 31 Pflegefamilien für die gute Zusammenarbeit. Es ist immer wieder ein Geschenk zu sehen, dass Familien sich heute noch für Pflegekinder engagieren.